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Fantastische Fans!

Almut Schult Der einzige Fanclub des 1. FC Nürnberg in Togo, der 1. FCN Togo, hat eine eigene Fußballmannschaft. Foto: privat

Im afrikanischen Togo feiern Nürnberg-Fans, in Mexiko Anhänger von Hannover 96. In einem Kaiserlauterer Altersheim fiebern „Die luschdische alde Deiwel“ am Fernseher mit – und die Mitglieder der „Brigade Hartmut Strampe“ jubeln ausschließlich Schiedsrichtern zu. Continental gibt Einblick in die fantastische Welt der Fan-Clubs.

26. Mai 2007: Flutlicht, das Berliner Olympiastadion ist ausverkauft. Es läuft die 109. Spielminute im DFB-Pokalfinale zwischen dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Nürnberg. Der Däne Jan Kristiansen im Dress der Nürnberger fasst sich in der zweiten Hälfte der Verlängerung ein Herz, zieht mit dem Ball von der linken Außenbahn in die Mitte und schießt aus rund 20 Metern: Der Ball schlägt unhaltbar im rechten Winkel des Stuttgarter Tors ein. 3:2, der Siegtreffer in der Nachspielzeit. Wenige Minuten später ist der 1. FC Nürnberg DFB-Pokalsieger.

Für viele Fans des 1. FC Nürnberg ist dieser 26. Mai 2007, der Tag des Pokalsiegs, eine prägende Erinnerung. Für Traoré Abdel Manaf ist es der Beginn seiner großen Liebe für den FCN. Der damals 13-jährige war beim Pokalfinale nicht im Stadion. Er war weit weg. Sehr weit: in seiner Heimat, in Togo an der Westküste Afrikas. Dieses Spiel, dieses Tor, dieser Verein: es ist Liebe auf den ersten Blick. Warum ausgerechnet Nürnberg im fernen, fernen Franken? Wie es mit der Liebe so ist: Traoré Abdel Manaf kann es nicht erklären. Aber er schafft Fakten, gründet mit dem „1. FCN Togo“ den ersten und noch immer einzigen togolesischen Fanclub des 1. FC Nürnberg. Die Leidenschaft springt über. Heute zählt der 1. FCN Togo mehr als zweihundert Mitglieder – und hat sogar eine eigene Fußballmannschaft. Man spielt in der vierten togolesischen Liga. Ob diese Mannschaft wiederum einen Fanclub in Deutschland hat? Manaf schickt seine Antwort via Mail: „Leider, leider nein.“ Und fügt hinzu: „Das wäre die Krönung meines Glücks!“ Also, liebe deutsche Nürnberg-Fans…


„Afro-Clubberer“ Traore Abdel Manaf, Gründer des Fanclubs 1. FCN Togo. Foto: privat

La Ola – von Hannover nach Mexiko-Stadt

Geschichten wie diese gibt es jedoch zahlreiche. Schließlich spielen etwa 263 Millionen Menschen weltweit Fußball. Und die Anzahl derjenigen, die sich „nur“ als Fan für Fußball begeistern, wird auf rund vier Milliarden geschätzt. Viele von ihnen gehen ihrer Leidenschaft in der Gruppe nach und haben sich zu Fanclubs zusammengeschlossen. So drücken die Mitglieder von „MexAfición 1896“ – der erste Fanclub von Hannover 96 in Mexiko – der niedersächsischen Mannschaft von Mexiko-Stadt aus die Daumen. Also aus rund 10.000 Kilometern Entfernung. Von Thailand aus unterstützen die „Phuket Chang Dinos“ den Hamburger SV, in Burkina Faso fiebert „Zoodo de Soaw“ bei den Spielen von Borussia Mönchengladbach mit. Fußball bewegt die Welt.

Allein der bekannteste deutsche Fußballverein, der FC Bayern, hat weltweit etwa 4500 Fanclubs mit rund 337.663 Mitgliedern. Auch die DFB-Nationalmannschaft wird bereits seit dem Jahr 2003 vom Fanclub Nationalmannschaft unterstützt, der mittlerweile mehr als 50.000 Mitglieder hat. Und auch unterklassige Mannschaften ziehen Menschen in ihren Bann. 

Kleinste Tribüne der Welt – Kapazität: 1 Fan

Peckham Town FC etwa, ein Fußballclub aus London, spielt aktuell in der Kent County League Premier Division, der siebten englischen Liga. Die Menace Ultras, wie sich die Unterstützer von Peckham Town nennen, stört die Ligazugehörigkeit nicht. Sie feuern ihre Mannschaft leidenschaftlich an. Und zwar auf der kleinsten Zuschauertribüne der Welt. „Konzipiert war sie für nur einen Fan“, sagt Bryan Hall, Gründer des Fanclubs von Peckham Town. Doch mittlerweile haben es sich die Menace Ultras zur Herausforderung gemacht, jedes Heimspiel auszuprobieren, wie viele Fans wirklich auf die Tribüne passen. Aktuell soll der Rekord bei 16 Unterstützern liegen, die sich bei einem Spiel des Londoner Vereins auf „the world’s smallest stand“, die „kleinste Tribüne der Welt“ gedrängt haben.

Dass die Anzahl der Fans am Spielfeldrand weit weniger bedeutend ist als die Leidenschaft und Hingabe selbst, zeigt sich auch anderer Stelle. Etwa in Deutschland, in der Kreisliga A, beim TSV Trieb 1887 aus dem Südosten Sachsens. Dort machte Kevin Seifert, ein Logistikfachmann aus Plauen, als Ein-Mann-Fanclub an der Seitenlinie von sich Reden: ausgestattet mit Megafon, Banner und in Vereinskluft gab er an der Seitenlinie lautstark Vollgas für seine Mannschaft – und das nicht selten als einziger. 


Fanclub in der Seniorenresidenz: „Die luschdische alde Deiwel“, die lustigen alten Teufel, feuern den 1. FC Kaiserlautern an. Foto: privat

Kreisklassen-Fans: Für schöne Spielzüge Modelleisenbahn kaufen!

Fans leben pure Passion – auch für kleine Vereine. Dem hat sich der Fanclub "Asche und Wurst" verschrieben. Ein Fanclub für die gesamte Kreisklasse, gegründet als Ergebnis einer Bachelorarbeit eines Düsseldorfer Studenten. „Wer schöne Spielzüge will, soll sich `ne Modelleisenbahn kaufen“, plakatiert der Fanclub die Leidenschaft für den Amateursport. „Hier stellen wir unsere Vereinsfarben für etwas Größeres hinten an: dem ewig stolpernden, lokalen Ballsport“, heißt es im Manifest des Fanclubs.

Darum geht es beim Fußball häufig: um etwas irgendwie Größeres. Um höhere Mächte. Das verbindet den Sport auch mit der Religion. Nicht umsonst wird häufig der Fußballgott angerufen. Und nicht ohne Grund treffen sich regelmäßig beim „FC Gottesdienst“ zahlreiche Anhänger des 1. FC Köln im Kölner Dom, um gemeinsam die Lieder ihres Vereins anzustimmen. Anderswo sitzt der Glaube noch tiefer verankert: „Mit Gott auf Schalke“ lautet der Name eines Fanclubs des FC Schalke 04 aus dem nordrhein-westfälischen Ennepetal. Der organisierte nicht nur gemeinsame Derby-Gottesdienste mit den Anhängern des Erzrivalen Borussia Dortmund, der Fanclub brachte zudem „Die Schalke-Bibel“ heraus.

Doch nicht nur kirchlicher Beistand ist den Fußballvereinen gewiss. Liebe zum Verein hat sich in den verschiedensten Kreisen gebildet. So gibt es etwa den „Fanclub Wissenschaftsstadt“, der 2013 gegründet wurde und der erste Akademiker-Fanclub des SV Darmstadt 98 ist. Oder die „WFC Böse Bauern“, ein von Landwirten ins Leben gerufener Fanclub des SV Werder Bremen. Der SC Freiburg wiederum hat seit nun bereits 30 Jahren die „SC Hexen“ an seiner Seite, Deutschlands ersten reinen Frauen-Fanclub. Noch heute sind nur Frauen zugelassen. Die Altersspanne ist gewaltig. Das älteste Mitglied feiert in diesem Jahr den 80. Geburtstag. Das jüngste wiederum ist gerade mal ein Jahr alt. „Die Nichte einer unserer Hexen“, wie „Oberhexe“ Anita Fischer sagt.


Die „SC Hexen“ aus Freiburg sind Deutschlands erster reiner Frauen-Fanclub. Foto: SC Hexen

Fanclubs für Senioren – und für Schiedsrichter!

Fan ist man häufig ein Leben lang – und damit auch im hohen Alter. „Die luschdische alde Deiwel“ ist ein Fanclub des 1. FC Kaiserslautern, gegründet im Altenzentrum St. Nikolaus Landstuhl, mit aktuell 21 Mitgliedern, die allesamt zwischen 75 und 96 Jahre alt sind. Einzige Mitgliedsbedingung: „Liebe zum 1. FCK“, wie Einrichtungsleiter Thomas Matz sagt. Auch beim BVB-Fanclub „Seniorenzentrum zur Eulengasse“ drückt man noch im fortgeschrittenen Alter dem Lieblingsclub, Borussia Dortmund, die Daumen. Die Mitglieder beider Fanclubs sind damit ungefähr so alt wie der wahrscheinlich älteste Fußball-Fanclub der Welt. Der „Greenock Shamrock Celtic Supporters Club“ aus Großbritannien – die Anhänger im schottischen Greenock unterstützen natürlich den 40 Kilometer entfernten Traditionsclub Celtic Glasgow – wurde bereits im Jahr 1935 gegründet. 

Deutlich jünger, dafür umso kurioser ist übrigens die „Brigade Hartmut Strampe“ einzuordnen. Benannt ist der Verbund nach dem ehemaligen Bundesliga-Schiedsrichter. Mit 14 vergebenen Karten beim Spiel Dortmund gegen Bayern 2001 hält er den Rekord der meisten Verwarnungen in einem Spiel. Vierzehn Jahre später, im Jahr 2015, wurde die Brigade zum ersten Schiri-Fanclub Deutschlands. Ausgestattet mit Fahnen, wie sie sonst der Schiedsrichter-Assistent an der Seitenlinie trägt, dazu in voller Schiri-Montur, unterstützten sie die Unparteiischen – und setzten sich für einen fairen und respektvollen Umgang mit den Schiedsrichtern ein.


Die kleinste Fan-Tribüne der Welt steht beim Peckham Town FC in London. Eigentlich gedacht für eine Kapazität von 1, drängen sich bei Heimspielen doch ein paar mehr Fans darauf. Foto: Peckham Town FC