Trotz aller Hürden: Warum lieben Trucker ihren Beruf trotzdem?

Eine Diskussion mit den Unermüdlichen zur Vertragsverlängerung mit DocStop

Discussion between truckers during a sitting circle

Auf dem Unermüdlich.Blog berichten Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer regelmäßig aus ihrem Alltag. Zuletzt trafen wir uns mit ihnen anlässlich der Vertragsverlängerung von Continental und DocStop, um mit ihnen über ihren Beruf zu sprechen.

Kürzlich gaben Continental und der Verein DocStop die Verlängerung ihrer Partnerschaft bekannt. Es ist eine Partnerschaft im Sinne der Gesundheit und Sicherheit von Berufskraftfahrenden: DocStop hilft, wenn Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer unterwegs medizinische Versorgung benötigen. Denn in dem von engen Zeitplänen geprägten Beruf ist es gar nicht so einfach, auf die eigene Gesundheit zu achten. Und mit einem Lkw ist es oft ebenso schwierig, eine Praxis zu finden, die Platz für das Fahrzeug hat.

„Die Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Ohne sie würde die Versorgung in Europa zum Stillstand kommen. Deshalb unterstützen wir DocStop nicht nur finanziell, sondern auch partnerschaftlich“, sagte Timo Röbbel, Leiter Marketing Reifen-Ersatzgeschäft bei Continental Reifen Deutschland zu dem Thema. Hier gehts zur Pressemeldung

Joachim Fehrenkötter, Vorsitzender von DocStop für Europäer e.V., betont: „Dass Continental unsere Arbeit weiterhin unterstützt, ist für uns ein wichtiges Zeichen. Diese Partnerschaft hilft uns, unser Netzwerk weiter auszubauen und die Sichtbarkeit des Themas Fahrergesundheit zu stärken. Gemeinsam schaffen wir Bewusstsein für die Menschen, die tagtäglich die Wirtschaft Europas am Laufen halten.“

Joachim Fehrenkötter is discussing in a group discussion

Die Gesundheit ist eine von vielen Hürden, mit denen Berufskraftfahrende im Alltag zu kämpfen haben. Das war auch Thema in einer von Continental initiierten Gesprächsrunde anlässlich der Vertragsverlängerung, die videotechnisch begleitet wurde und in Kürze auch hier auf dem Unermüdlich.Blog zu sehen sein wird.

Neben Joachim Fehrenkötter und Timo Röbbel waren auch die „Unermüdlichen“ vor Ort. Christina Scheib, Helga Dröscher, Tinka, Markus Trojak und Mirko Liesebach-Moritz nahmen teil, um sich in der Talkrunde über die Schwierigkeiten im Beruf zu unterhalten – aber auch die schönen Seiten.

Denn das darf man nicht vergessen: Viele Truckerinnen und Trucker lieben den Beruf auch angesichts der Hürden.

„Es gibt noch ein bisschen Fernfahrerromantik“

„Manchmal ist es schwierig, aber dann hast du wieder eine wunderbare Tour, bei der du drei Wochen plötzlich eine andere Welt erlebst. Da vergisst man all das Schlechte ganz schnell, und das Positive überdeckt das Negative für mich sowieso“, erzählt etwa Österreicherin Helga Dröscher: „Der Beruf war für mich die erste Wahl. Ich wollte das mit jeder Faser meines Herzens. Es war nicht einfach, für ein junges Mädchen in den 90ern ohne Kontakte in den Beruf zu kommen. Aber es ging, und die Welt mit dem Lkw zu sehen, das wollte ich unbedingt.“

Auch Trucker Markus hatte sich früh für den Beruf entschieden, war er ihm vom Vater doch quasi in die Wiege gelegt worden: „Es geht nach wie vor bei uns in der Familie die Geschichte um, dass mein erstes Wort ‚Auto‘ war“, erzählt er heute noch lachend: „Ich wollte nie was anderes machen.“

Bei Tinka war es sozusagen Liebe auf Umwegen: „Mein Bruder ist schon gefahren, und ich hatte immer Bock, da mit zu fahren. Dadurch hab ich einen Einblick in den Beruf bekommen, aber gar nicht daran gedacht, selber zu fahren. Ich war erst in der Kosmetik, danach in der Montage, und da hab ich mich auch wohlgefühlt. Leider sind die in Insolvenz gegangen“, erinnert sich Tinka. Es folgte der Berufswechsel in einen Job, den sie nicht mehr missen möchte: „Durch meinen Bruder kannte ich die Chefs meiner Spedition schon, teilweise auch die Kunden. Ich machte den Führerschein und wurde eingestellt. Dieses Jahr hatte ich zehnjähriges und hoffe auf die nächsten 30 Jahre. Klar, zehn Jahre ist was anderes als wenn du 30 Jahre auf dem Lkw sitzt und diesen krassen Vergleich zu früher hast. Aber ich hab nach wie vor Spaß.“

Discussion between truckers during a sitting circle

Sie wünscht sich, dass der Beruf mehr Anerkennung bekommt: „Ich muss halt echt sagen, in den 10 Jahren hatte ich nie die Situation, dass diese Lust aufs Fahren, diese Leidenschaft, weniger geworden ist. Du baust Verbindungen auf, lernst neue Leute kennen, gehst auf Truckertreffs. Da fährt man gerne hin. Ich finde es sehr schade, dass unsere Branche so einen schlechten Ruf hat. Man muss halt Bock drauf haben, aber den haben wir.“

Christina versucht derweil, gerade in der jungen Generation neue Menschen für den Beruf zu gewinnen. Gerade Mädchen und Frauen wenden sich an die Truckerin: „Ich kriege viele Anfragen über Instagram. Da schreiben viele junge Damen und Mädchen, und sie haben ganz viele Fragen. Ich erzähl denen dann, was sie machen können. Das treibt mich auch an: Den jungen Leuten zu zeigen, wie toll der Beruf ist, von der Vielfältigkeit der Branche zu erzählen. Es ist ja nie eintönig, du erlebst so viele, neue Sachen.“

Auch Joachim Fehrenkötter, Geschäftsführer der Spedition Fehrenkötter und selbst Fahrer, verbindet viel Positives mit dem Beruf: „Ich bin auf dem ‚Spielplatz‘ Spedition groß geworden. Da kann man gar nicht anders, als Leidenschaft zu entwickeln. Als ich groß genug war, hab ich hinter dem Steuer gesessen. Das war für mich das Größte“, erinnert sich Fehrenkötter heute. Er setzt sich mit DocStop dafür ein, die Umstände für Berufskraftfahrende zu verbessern. Denn eigentlich hat der Beruf viel Schönes: „Wenn man so den ersten Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang sieht, eine leere Autobahn … da geht mir das Herz auf. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber es gibt noch ein bisschen Fernfahrerromantik. Es gibt noch ein bisschen von dieser Leidenschaft, von diesem Spaß an den tollen Motoren, den Reifen, den Lkws.“

Dennoch: Die Schwierigkeiten im Beruf sind für viele ein Problem. Diese Diskussion wurde in der Runde ebenfalls geführt und ist in Kürze hier auf dem Blog zu sehen!

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