Meine längste Wartezeit im Lkw: „Da liefen immer mehr Lkw auf“

Markus Trojak erzählt vom Warten im Truck

trucks waiting in a truck jam © Adobe Stock | Jack

Markus Trojak steht mit seinem Lkw in der Warteschlange. Ungewöhnlich, erklärt der Trucker: Normalerweise ist es ganz selten, dass gewartet werden muss, wenn man Motorrad-Händler beliefert.

Dennoch ist das Warten ein recht großer Teil des Truckerlebens. „Wenn wir Industrieware fahren“, erklärt Markus, „ist das normal, dass drei, vier Autos vor einem stehen.“

Wie lang dieser Normalfall dauert, kann sich von Tag zu Tag unterscheiden: „Es kommt ganz drauf an, ob die voll sind, ob die leer sind. Jetzt geht es auf das Jahresende und Weihnachten zu, da werden die Lager bei den Supermärkten und so ziemlich gefüllt. Da kann es schon mal sein, dass man eine Stunde oder zwei steht.“

Entscheidend für kurze Zeiten ist, dass man den vorgegebenen Termin einhält. Das sorgt zwar für Zeitdruck, aber noch mehr Zeitdruck hat man hinten raus, wenn man nicht rechtzeitig da ist: „Wenn man sein Zeitfenster verpasst hat, kann es schon mal sein, dass man fünf, sechs Stunden steht, bis wieder irgendwo ein Zeitfenster frei wird.“

Allerdings ist es nicht immer die Schuld der Fahrer, wenn es zu Wartezeiten kommt. Wir haben Markus nach seiner bislang längsten Stehpause vor einem Lager gefragt: „Das waren mal fünf oder sechs Stunden. Es war definitiv ein Wintertag, das weiß ich noch, aber die Wartezeit war unabhängig vom Wetter: Das war in einem Großlager, wo du nur Paletten vom LKW ziehst und dann von einem Computer scannen lässt. Der verfährt die dann in ein Lager. Aber: Da hat der Computer gestreikt.“

Das Lager war ein sogenanntes „Chaoslager“: Eine Lagerform, in der Waren unabhängig voneinander einsortiert werden – eben dort, wo Platz ist. „Eine hochmoderne Anlage“, so Markus: „Das ist total faszinierend. Da arbeiten zwei oder drei Menschen, die die Computer überwachen, und dann wird das alles automatisiert erledigt.“

Das Problem: Wenn die Technik streikt, wird es schwierig und unübersichtlich: „Es war ein Rätsel, was da los war. Die mussten warten, die hauseigenen Techniker konnten nichts machen. Und da habe ich dann bestimmt sechs, vielleicht sogar sieben Stunden gestanden, weil sich da auch alles auftürmte. Da liefen ja immer mehr Lkw auf, und da mussten die dann sortieren.“

Am Ende kam Markus auch dort wieder weg. Dennoch hat es viel Zeit gekostet. Was macht man in so einer Wartephase?

trucker holding a coffee inside a truck while waiting in truck jam © Adobe Stock | Artyom

Wie beschäftigt man sich als Trucker beim Warten?

„Es hängt davon ab, ob man eine feste Zeit bekommt und den Lkw verlassen darf, oder in Bereitschaft darauf wartet, ans Lager fahren zu dürfen“, erklärt Markus: „Wenn man den Lkw verlassen darf, holt man Kaffee oder Suppe vom Automaten, trifft sich mit den Fahrern drumherum, aus allen möglichen Ländern, und man quatscht dann so ein bisschen und lacht.“

Das jedenfalls ist der beste Fall. Doch auch im Lkw selbst kriegt man die Zeit gut herum: „Wir haben ja heute alle Möglichkeiten. Wir haben Fahrer, die machen sich dann was zu essen, weil sie eine Mikrowelle dabeihaben oder machen den Fernseher an. Ich mach mir auch gern eine Fernsehserie oder sonst irgendwas an, oder schaue mir den Rest der Tour an, was ich noch für Kunden habe. Oder man telefoniert halt mit Kollegen und lacht dann gemeinsam über die Situation.“

Früher, als es technisch noch nicht so viele Optionen gab, „hatte ich immer irgendwelche Autozeitungen dabei und hab dann da drin gelesen. Aber wenn man in unserem Job unterwegs ist, hat man eigentlich immer irgendwas zu tun. Wenn die Sonne scheint, dann nimmst du einen Lappen, putzt die Spiegel oder die Scheiben. Man pustet mal das Fahrerhaus mit dem Luftschlauch aus, oder wenn es ganz schlimm ist, hat man auch immer einen Schluck Wasser dabei, um die Felgen zu polieren oder so.“

Man kriegt die Zeit schon rum. Wichtig, so erklärt Markus, ist es, die Ruhe zu bewahren – auch, wenn einem die Zeit im Nacken sitzt: „Wenn du 22, 23 bis 30 Jahre alt bist, relativ frisch dabei, dann wird man schon mal nervös und ungehalten, sag ich jetzt mal. Aber mit den Jahren und mit der Erfahrung weißt du ganz einfach, dass du dich da jetzt aufregen kannst, im Dreieck springen und irgendwelche Leute anschreien – aber das nützt nichts.“

Im Gegenteil: „Wenn ein Versandleiter sagt, ‚du bleibst erstmal stehen, ich lade erst drei andere ab‘, kannst du den auch anschreien, dann gebe ich dir Brief und Siegel, dann nimmt er noch drei andere dran. Du brauchst eine positive Grundeinstellung, sonst gehst du an sowas kaputt. Man muss schon ein dickes Fell haben in unserem Job. Aber man bekommt das.“

Es gilt also: Ruhe bewahren und freundlich bleiben. Dann kommt man weiter. Auch die Unermüdliche Helga folgt diesem Prinzip: Helga über das Schöne am Trucker-Leben: „Für mich einfach das Coolste, was es gab“

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