
Warum eine gute Reaktionszeit eine der wichtigsten Eigenschaften bei LKW-Fahrern ist
„Heute hast du 200 Ablenkungen“

Als LKW-Fahrer muss man durchgehend aufmerksam sein. Eine gute Reaktionszeit kann über Leben und Tod entscheiden. Wir haben mit Trucker Markus darüber gesprochen.
„Hast du eigentlich eine gute Reaktionszeit?“ Auf diese Frage sollte man immer wahrheitsgemäß antworten und ehrlich zu sich selbst sein, denn auf gute Reaktionen kommt es im Zweifel an. Gerade wenn es um den Straßenverkehr geht.
„Ich denke schon. Meistens auf jeden Fall“, ist Markus‘ Antwort auf die Frage. Der LKW-Fahrer ist seit vielen Jahren am Steuer und bis heute unfallfrei. Auch weil er sehr auf seine Umgebung achtet. Eine Eigenschaft, die als Trucker unerlässlich ist.
„Man muss einfach aufpassen. Denn wenn du durch die Stadt fährst, passiert das immer mal wieder: Ein Kind mit Fahrrad fährt einfach rüber, jemand hat das Handy in der Hand und geht bei Rot über die Ampel, ein Hund oder eine Katze rennt über die Straße. Das sind alles Faktoren, die hast du jeden Tag – und da musst du drauf reagieren“, erklärt Markus.
Kommt es zu einem Unfall mit einem großen, schweren LKW, kann der Schaden extrem hoch ausfallen – und im schlimmsten Fall Leben kosten.

Deshalb sollte man dafür sorgen, im Notfall schnell reagieren zu können. Dazu gehört auch, dass man sich mit der eigenen Reaktionszeit und dem damit verbundenen Halteweg auseinandersetzt. Man muss sich klarmachen: Wenn es vor einem kracht, kommt man nicht direkt zum Stehen. Man muss die Bedrohung wahrnehmen, reagieren, die Bremse betätigen und dann zum Stehen kommen.
Hier geht es um Millisekunden – und dennoch gibt es auch heute noch einige, die schlichtweg zu nah auffahren: „Klar ist das ein Thema. Zum ersten Mal natürlich, wenn du den Führerschein machst. Da musst du den Bremsweg ausrechnen können und dann auch wissen, wie viel Reaktionszeit man braucht und wie diese den Weg bis zum Anhalten beeinflusst“, erklärt Markus: „Theoretisch haben wir also schon mal alle Informationen darüber. Ob das bei allen Früchte trägt, ist die andere Frage.“

Wer zu nah auffährt, geht ein Risiko ein – denn wenn es dann schlecht läuft, hilft auch die beste Reaktionszeit nichts mehr. Ähnliches gilt, wenn man sich ablenken lässt. Gerade die Nutzung von Mobiltelefonen am Steuer gilt heutzutage als großes Risiko, das die Reaktionsfähigkeit deutlich einschränkt. Mit dem Smartphone hört es aber nicht auf: „Man muss das als Fahrer realistisch betrachten. Du hast heute keine zwei potenziellen Ablenkungen mehr um dich herum, sondern 200. Telefon, Papiere, zu laute Musik, Witterungseinflüsse, andere Verkehrsteilnehmer, alles Mögliche kann einen beeinflussen. Und was man glaube ich nicht unterschätzen darf, ist der eigene Gemütszustand“, meint Markus.
„Es gibt Tage, da bringt dich absolut nichts aus der Ruhe. Du bist hochkonzentriert und dann läuft das alles wie am Schnürchen. Dann hast du aber auch Tage, an denen du eigentlich genug geschlafen hast, eigentlich gut drauf bist, aber irgendwie funktioniert nichts. Außerdem wird man träge. Die Gefühlslage des Menschen ist eine der größten Geschichten, denke ich.“
Sich solche Ablenkungen klarzumachen und entsprechend zu entfernen oder wenigstens auszublenden, ist ein wichtiger Faktor der Arbeit als LKW-Fahrer. Und eine realistische Selbsteinschätzung der eigenen Reaktionszeit ebenso – denn so kann man besser anpassen, wie man sich auf der Straße verhält.
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