„Mir zeigt einmal am Tag jemand den Mittelfinger“: Christina spricht über fehlenden Respekt
Was sie sich stattdessen wünschen würde
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Einige Leute wühlt der Straßenverkehr emotional ziemlich auf. Leider führt das manchmal zu Beleidigungen und unflätigen Gesten. Lkw-Fahrer erleben das tagtäglich, erzählt Christina Scheib.
Als Lkw-Fahrerin hat man mit vielen Hürden im Fahr-Alltag zu kämpfen. Tatsächlich sind es aber nicht nur Zeitstress und lange Strecken, die an einem nagen – sondern auch das Verhalten einiger anderer Verkehrsteilnehmer. Denn: Teilweise hat man im Lkw ganz schön mit Anfeindungen und Respektlosigkeiten zu kämpfen.
Das beschreibt Christina Scheib, die jüngst erst einen Post zum Thema auf Facebook veröffentlicht hat. Der Anlass: Ein Motorradfahrer zeigte ihr beim Überholen den Mittelfinger.
„Ich musste aus einer Einmündung raus und der Lkw fährt halt nicht gleich mit 100 los“, erklärt Christina die Situation: „Dann kam von hinten der Motorradfahrer. Hätte ich den sehen können, wäre ich natürlich nicht rausgefahren, aber die fahren ja auch nicht langsam. Da musste er halt abbremsen.“
Es war eigentlich keine tragische Situation, doch die Reaktion des Motorradfahrers beim folgenden Überholvorgang blieb an ihr hängen. Solche Gesten sind allerdings leider keine Seltenheit: „Das passiert täglich. Mir zeigt bestimmt einmal am Tag jemand den Mittelfinger“, so Christina.
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„Also klar sind wir nicht immer die Unschuldigen, aber es gibt so Situationen… Die machen Fehler und dann sind wir dran schuld“, ärgert sich die Fahrerin. Sie kann Frustration im Straßenverkehr ja nachvollziehen, doch sie würde sich wünschen, dass Menschen sich vielleicht etwas mehr in ihre Situation versetzen.
„In der Stadt zum Beispiel. Wenn ich da ausholen muss, damit ich in die Kreuzung reinfahren kann, dann besteht das Risiko, jemandem mit dem Auflieger zu treffen – gerade im toten Winkel. Das will ich vermeiden und hole deshalb zur Sicherheit weiter aus. Dann hupen die direkt, zeigen den Mittelfinger oder schreien mich an und alles Mögliche - jeden Tag.“
Diese heftigen Reaktionen kann sie nicht nachvollziehen: „Ich finde das schon schräg. Ich meine: Warum? Da sieht man mal, wie die nicht nachdenken, was es bedeutet, so einen Lkw zu fahren. Die denken wirklich, wir fahren als Langeweile da überall spazieren.“
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Ihr Appell: „Dass man nicht immer nur egoistisch sein soll, sondern sich vielleicht auch mal in die Lage des anderen versetzt. Warum macht der Lkw das gerade? Warum macht der zwei Spuren zu? Oder warum ist ein Lkw jetzt nicht so schnell?“, schlägt sie Gedankengänge vor: „Oder dass ein Lkw halt auch keine 100 auf der Landstraße fahren darf, sondern 60.“
Ihr Wunsch lautet: „Dass die Leute einfach mal miteinander und nicht immer gegeneinander fahren. Und es vielleicht mal gelassener sehen, wenn ein Lkw vor einem fährt.“ Gerade angesichts dessen, dass Lkw-Fahrer trotz aller Unwägbarkeiten des Berufs tagtäglich unterwegs sind, um den Alltag am Laufen zu halten, haben sie diesen Respekt verdient und sollten nicht auch noch mit Beleidigungen zu kämpfen haben.
Tatsächlich ist der gezeigte Mittelfinger – genau wie andere vergleichbare Gesten oder Beleidigungen – keine Nichtigkeit im Straßenverkehr. Laut § 185 Strafgesetzbuch handelt es sich um eine Beleidigung, die mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe belangt werden kann. Folglich sollte man sich das am besten sparen – wenn schon nicht durch Empathie, dann wenigstens auf Basis des Gesetzes.
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