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Das richtige Antriebskonzept für dauerhaften Erfolg

Diesel, Elektro oder Wasserstoff?

Foto: Continental

Willst du auch in Zukunft erfolgreich sein, solltest du dir jetzt strategische Gedanken machen, auf welche Antriebskonzepte du bei künftigen Neuanschaffungen setzen willst. Wir verraten dir, welcher Antrieb für welche Aufgaben am besten geeignet ist und ab wann sich eine Investition für dich rentieren könnte.

Angesichts steigender Anforderungen an Effizienz, Nachhaltigkeit und Kostenkontrolle ist es entscheidend, den Überblick über die aktuellen Entwicklungen zu behalten. Die traditionellen Dieselantriebe stehen zunehmend unter Druck durch Regulierungen und hohe Kraftstoffkosten. Doch welche Alternativen bieten sich für die Zukunft an? 

Dieselantrieb: Immer noch Standard

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Lohnt es sich?

Im Langstreckenverkehr und bei großen Nutzfahrzeugen ist der Dieselmotor heute noch die wirtschaftlichste Wahl. Die Technologie ist ausgereift, die Infrastruktur ist flächendeckend verfügbar, und die Kraftstoffpreise sind trotz Schwankungen meistens noch tragbar.

Zukunftspotenzial

Allerdings wird der Dieselmotor wegen strengerer Emissionsstandards und politischen Vorgaben wie das EU-Ziel der CO₂-Neutralität bis 2050 zunehmend unattraktiv. In urbanen Bereichen schränken immer mehr Städte Fahrten mit Dieselfahrzeugen ein oder verbieten es ganz. Deshalb sind Dieselantriebe nur auf absehbare Zeit eine Lösung, und das vor allem im Fernverkehr und in Regionen ohne strikte Umweltauflagen.

Elektroantriebe: Vorreiter in urbanen Bereichen

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Lohnt es sich?

Elektro-Lkw und -Transporter haben vor allem in urbanen Gebieten und im Kurzstreckenverkehr großes Potenzial. Für Last-Mile-Logistik und Stadtverkehre bieten E-Fahrzeuge klare Vorteile: niedrige Betriebskosten, kaum Wartungsaufwand und null lokale Emissionen. Zusätzlich gibt es in vielen Ländern staatliche Förderprogramme und Steuererleichterungen für elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge, was deren Betrieb noch wirtschaftlicher macht. Derzeit ist die Reichweite von Elektro-Antrieben allerdings eingeschränkt. Deshalb ist diese Technologie für den Fernverkehr zurzeit eher weniger attraktiv.

Zukunftspotenzial

Eine Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, dass mittlere und leichte E-Lkw wirtschaftlich bereits mit Diesel-Lkw mithalten können, vor allem aufgrund niedrigerer Betriebskosten. Für schwere Lkw im Fernverkehr erwartet die Studie, dass sie spätestens zwischen 2025 und 2026 dieselbe Wirtschaftlichkeit wie Dieselmodelle erreichen. Kostentreiber bleibt hier die Anschaffung der benötigten großen Batterien.

Studien der Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC kommen ebenfalls zu dem Schluss, dass batterieelektrische Fahrzeuge durchaus bald den Fernverkehr dominieren könnten. So werde die Reichweite batterieelektrisch betriebener Lkw bis 2030 auf bis zu 900 km zulegen, während sich die Ladezeiten sich signifikant verkürzen. Nach Einschätzung der Forscher könnten sogar Langstrecken-E-Lkw voraussichtlich ab 2030 sogar kostengünstiger sein als Diesel-Lkw. Voraussetzung für einen effizienten Betrieb sei jedoch, dass die Ladeinfrastruktur entsprechend ausgebaut wird.

Herausforderungen

Aktuell sind die hohen Anschaffungskosten und die begrenzte Ladeinfrastruktur die größten Hindernisse. Als Flottenmanager tust du gut daran, selbst in die Ladeinfrastruktur zu investieren und das Thema Reichweite zu analysieren. 

Brennstoffzellen (Wasserstoffantrieb): Der Marathon-Anwärter

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Lohnt es sich?

Für den Fernverkehr, wo große Reichweiten gefragt sind, könnte der Wasserstoffantrieb ein Modell der Zukunft sein. Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge haben eine höhere Reichweite als batterieelektrisch angetriebene Fahrzeuge und können in wenigen Minuten betankt werden – ein klarer Vorteil gegenüber den langen Ladezeiten von Elektrofahrzeugen. Diese Technologie eignet sich für große Lkw, die lange Strecken fahren, insbesondere in Regionen mit einer guten Wasserstoff-Infrastruktur.

Zukunftspotenzial

Dieser Antriebsform räumen die Studien von ICCT und PwC ebenfalls gute Chancen ein. Brennstoffzellen-Lkw, die mit grünem Wasserstoff betrieben werden, sind demnach vor allem für den Fernverkehr eine Option. Sie könnten aufgrund der erwarteten sinkenden Preisen für grünen Wasserstoff ab 2035 bei den Kosten mit Diesel-Lkw mithalten. Verglichen mit E-Lkw wird erwartet, dass sie langfristig bis zu 20 % höhere Betriebskosten haben.

Herausforderungen

Gegenwärtig steckt die Wasserstoffinfrastruktur in den Kinderschuhen, und der Preis für grünen Wasserstoff (der CO₂-neutral hergestellt wird) ist hoch. Es wird jedoch erwartet, dass die Kosten für Wasserstoff bei steigender Nachfrage und durch technologische Fortschritte in den nächsten 10 bis 15 Jahren deutlich sinken. Schätzungen gehen aber davon aus, dass Wasserstoffantriebe erst in zehn Jahren wirklich attraktiv werden.

Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe: Übergangslösung mit Potenzial

Lohnt es sich?

Biokraftstoffe wie Biodiesel und synthetische Kraftstoffe (e-Fuels) sind eine Alternative für Unternehmen, die ihre vorhandenen Diesel-Fahrzeuge umweltfreundlicher betreiben möchten. Diese Kraftstoffe lassen sich in herkömmlichen Verbrennungsmotoren einsetzen und verursachen deutlich weniger CO₂-Emissionen als fossile Brennstoffe. Synthetische Kraftstoffe können CO₂-neutral hergestellt werden, sind allerdings derzeit sehr teuer.

Zukunftspotenzial

Befürworter dieser Technologie hoffen, dass synthetische Kraftstoffe ab 2030 in größeren Mengen verfügbar und preislich konkurrenzfähig sind. Für Flottenmanager, die in den kommenden Jahren bereits eine schrittweise Umstellung auf CO₂-neutrale Antriebe planen und gleichzeitig bestehende Fahrzeuge weiter nutzen wollen, könnten Biokraftstoffe und e-Fuels eine interessante, wenn auch teure Zwischenlösung sein.

Herausforderungen

Für Lkw, die mit synthetische Kraftastoffen betrieben werden, malt der ICCT ein eher düsteres Bild. Sie dürften selbst ab 2030 noch deutlich höhere Gesamtbetriebskosten (TCO) als andere emissionsfreie Lkw verursachen. Wasserstoffverbrennungsmotoren schneiden ebenfalls schlechter ab und bleiben langfristig teurer als batterieelektrisch betriebene Lkw​.

Hybridantriebe: Flexibilität als Stärke

Lohnt es sich?

Hybrid-Lkw, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor verwenden, sind eine Brückentechnologie, die die Vorteile – und zumindest teilweise die Nachteile – beider Systeme zu kombiniert. Diese Antriebsform kann auf langen Strecken wie in Städten effizient eingesetzt werden, da der Elektroantrieb in städtischen Gebieten den Kraftstoffverbrauch senkt und Emissionen reduziert.

Herausforderungen

Hybridsysteme sind komplexer in der Wartung und die Anschaffungskosten sind höher als bei reinen Diesel- oder Elektrofahrzeugen. Diese Technologie könnte in den kommenden Jahren für dich sinnvoll sein, wenn deine Lkw gleichermaßen auf städtischen wie auf längeren Strecken unterwegs sind und du noch nicht auf reine Elektro- oder Wasserstoffantriebe umsteigen willst.

Fazit

  • Auf Kurz- und Mittelstrecken bieten Stromer heute schon klare Vorteile. Sie sind besonders attraktiv für Unternehmen, die von niedrigen Betriebskosten und emissionsfreien Fahrzeugen profitieren wollen und die höheren Anschaffungskosten und die noch unzureichende Ladeinfrastruktur in Kauf nehmen können.
  • Auf Langstrecken bleibt Diesel vorerst eine wirtschaftliche Option. Auf längere Sicht hingegen könnte Wasserstoff der neue Standard werden. Bist du hauptsächlich auf Langstrecken unterwegs und willst du in 10 bis 20 Jahren wettbewerbsfähig bleiben, solltest du den Markteintritt von Brennstoffzellen-Lkw genau verfolgen – und dabei die Entwicklungen bei Elektro-Antrieben nicht komplett aus den Augen verlieren.
  • Übergangslösungen: Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe bieten dir die Möglichkeit, deine CO₂-Bilanz zu verbessern, ohne auf komplett neue Technologien umzusteigen. Hast du viele ältere Fahrzeuge in deiner Flotte? Dann kann diese Option für dich attraktiv sein.

Welches Antriebskonzept am besten zu dir passt, hängt also stark von deinem Einsatzgebiet, deinen Investitionsmöglichkeiten und deinen langfristigen Unternehmenszielen ab. In jedem Fall solltest du die technologische Entwicklung genau beobachten, um rechtzeitig umsteigen zu können und so deine Kosten mit den steigenden Umweltanforderungen ins Gleichgewicht zu bringen.


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