„Reden auf Augenhöhe ist für mich eine Selbstverständlichkeit“: Andrea Möller über den Umgang mit der Fernfahrer-Branche

„Teil 2 des Interviews“

police transporter next to a sign on a parking spot entry © Andrea Möller

Seit dem Jahr 1996 ist Andrea Möller bei der Autobahnpolizei Niedersachsen tätig. Stationiert vor den Toren Hamburgs hat die Polizistin Tag für Tag mit LKW-Fahrern und Fahrern zu tun – eine Berufsgruppe, für die sich Möller über die Jahre immer mehr einsetzte. 

Frau Möller erzählte im ersten Teil unseres Interviews von DocStop und den Fernfahrerstammtischen – eine Institution, die vor über zwanzig Jahren von mehreren Polizeibeamten gegründet wurde und heute als Bindeglied zwischen Polizei und Fahrern fungiert. Hier gehts zum ersten Teil

Hier werden Informationen ausgetauscht, Tipps zu aktuellen Themen gegeben und Probleme besprochen – denn auch heute noch verbindet die Polizei und die LKW-Fahrer leider eine angespannte Beziehung. Ein Umstand, den Andrea Möller verbessern möchte. 

Im zweiten Teil des Interviews spricht die Polizistin über aktuelle Probleme, den Umgang miteinander und das Thema Respekt.

Frau Möller,  wofür ist die Autobahnpolizei zuständig?

Wir kümmern uns um alles, was auf der Autobahn passiert. Wir liegen hier vor den Toren Hamburgs und haben die allgemeine Verkehrsüberwachung. Stau, Baustellen, die Schwerlastkontrollen, Teile aufsammeln, Verkehrsunfälle – alles, was auf der Autobahn passiert, ist unser tägliches Geschäft.

Sie haben bereits viele Jahre mit der Arbeit für die Autobahnpolizei verbracht und setzen sich heute stark für die Fernfahrer-Branche ein. Was sind aus ihrer Sicht die größten Probleme auf den Autobahnen?

Da gibt es verschiedenste Gesichtspunkte. Ich merke das auch berufsbedingt. Die Fahrweise vieler wird immer egoistischer. 

Ein großes Problem sind auch die Baustellen: Selbst ich als PKW-Fahrer sage, wir haben nur noch Stau. Ich stell mich da dann rein und bin vielleicht abgenervt, aber ein LKW-Fahrer, der im Stau steht, kriegt Probleme. Dem rennt die Zeit weg. Und je mehr Zeit der in Baustellen und Vollsperrungen verliert, desto enger wird es am Ende des Tages. 

Die Parkplatzsituation ist ebenfalls problematisch. Wir haben hier im Bereich einen Autohof, der ist ab 17:00 Uhr voll. Wenn die Fahrer dann irgendwo auf den Standstreifen stehen, da frag ich mich schon: Wie groß muss die Not denn sein, dass ich da stehen bleibe?

Haben Sie Tipps, wie man als LKW-Fahrer damit umgehen kann?

Klar, wenn der Digitacho sagt, du musst Pause machen, dann musst du zusehen. Man sollte natürlich rechtzeitig mit der Parkplatzsuche anfangen und man sollte auch nicht auf dem Strandstreifen stehen bleiben. 

Aber manchmal ist es schwierig. Und wenn es dann eben so ist: „Ich bin über den Parkplatz gefahren, über die Autobahn, wieder alles voll“ – das wird ja im Tacho registriert. Daher der Tipp: Wenn man einen Parkplatz gefunden hat, macht man einen Ausdruck der Daten und dokumentiert die Parkplatzsuche.

Wir empfehlen den Fahrern grundsätzlich immer: Wenn irgendwas ist, etwa dass man die Ruhezeit unterbrechen muss, weil beispielsweise ein Schwertransport kommt und man an die Seite muss: Immer einen Ausdruck machen, hinten drauf dokumentieren, was passiert ist, mit Datum und Uhrzeit. Nicht einfach draufschreiben „Da war Stau“, sondern genau aufschreiben, was los war und dann zu den Unterlagen und bei der Kontrolle vorlegen.

Dann kann man das belegen und der Polizei vorlegen, wenn es Kontrollen gibt. Da sind die Gewerbeaufsichtsämter oft nachsichtig.

police officer next to a police car with a trucker in the background © Andrea Möller

Sie haben von der teilweise angespannten Beziehung zwischen Fahrern und Polizei erzählt. Haben Sie Tipps für den Umgang miteinander?

Ich sag mal, es gibt den ganz klassischen Spruch: Wie man in den Wald ruft, kommt es zurück. Ich habe es in meinen vielen, vielen Dienstjahren nicht einmal erlebt, dass ich eine Schreierei mit einem LKW-Fahrer hatte. 

Ich pflege einen vernünftigen Umgang mit LKW-Fahrern, sie machen einen wichtigen Job. Ein freundlicher Gruß, ein vernünftiger Umgang, Reden auf Augenhöhe von beiden Seiten aus, das ist für mich etwas Selbstverständliches. Die üben ihren Job aus, ich übe meinen Job aus, keiner ist was Besseres – da kann man vernünftig miteinander reden und dann funktioniert das auch. 

Wenn die Tür natürlich aufgemacht wird und direkt Beleidigungen fallen, wird es schwieriger. Ich persönlich hab das aber noch nicht erlebt.

Auch PKW-Fahrer fühlen sich von LKW-Fahrern öfter gestört. Wenn man sich an PKW-Fahrer richten würde: Haben Sie einen Tipp, wie man auf LKW-Fahrer reagieren sollte?

Man sollte einfach gegenseitig ein bisschen mehr Rücksicht nehmen. Das würde oftmals schon reichen. Einfach mal überlegen, dass so ein großer 40-Tonner nicht so kann wie ein PKW-Fahrer. Dass der halt manchmal mehr Platz braucht oder nicht mal so schnell in eine Seitenstraße kann. 

Wenn man sich gegenseitig im Verkehr mehr Achtung entgegenbringt, und den Berufsbranchen ein wenig mehr Achtsamkeit und Respekt entgegenbringt, dann reicht das manchmal. 

Man muss nicht immer immer auf sein Recht pochen, nach dem Motto: „Ich muss jetzt aber hier als erstes“. Sondern einfach mal über den Tellerrand gucken und beispielsweise sagen „Der hat grad Schwung, der LKW, den lass ich nochmal rein.“ Es sind manchmal Kleinigkeiten.

Vielen Dank für das Interview!

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