Plötzlich mehr Zeit zu zweit – Wie ist das so?

Teil 2 des Interviews

Meta © Markus Trojak

Trucker Markus und seine Frau Kerstin sind schon seit über 30 Jahren zusammen und bis heute glücklich. Im August dieses Jahres feiern sie silberne Hochzeit. Gemeinsam erlebten sie all die Höhen und Tiefen, die ein Leben so mit sich bringt. Davon erzählten sie bereits im ersten Teil unseres Interviews.

Ein prägendes Element in diesen Jahren war aber auch, dass man viel Zeit auseinander verbrachte – schließlich ist man als Fernfahrer eben viel unterwegs. Und auch, wenn Markus den Beruf über alles liebt und Trucker aus Leidenschaft ist: So langsam plante er, kürzer zu treten, was die langen Touren angeht.

Schon im vergangenen Jahr nahm Markus so langsam den Fahrer-Ruhestand ins Auge und überlegte, kein weiteres Auto zu übernehmen. Aufgrund einer gesundheitlichen Problematik wurde dieser Schritt nun früher vollzogen. Seitdem arbeitet Markus nicht mehr nur als Fahrer, sondern auch hinter den Kulissen seiner Spedition. Die tagtäglichen Touren fallen weg, mittlerweile fährt Markus vor allem zu Events mit seinem geliebten US-Truck.

„Die Entscheidung hatte schon längere Zeit in mir gearbeitet. Da ich immer noch fahren kann, mach ich halt immer noch so Sachen wie die Mallorca-Touren, Promotion-Touren oder Fahrten mit dem Ami-Truck“, so Markus: „Ich fahr auch in die Fahrschule und erzähle den Schülern, was bei uns passiert. Ich bin also nicht komplett raus.“

Aber das bedeutet auch: Markus und Kerstin verbringen plötzlich mehr Zeit miteinander. Und das muss man nach all den Jahren auch erstmal lernen.  

Meta © Markus Trojak

Wie ist das für die beiden? 

„Ich find das wirklich schön“, meint Kerstin: „Ich weiß, er ist um fünf Uhr abends zu Hause und geht morgens um kurz nach sechs aus dem Haus. Diese Unregelmäßigkeit ist weg, das finde ich sehr angenehm.“

Oft wusste sie früher nicht, ob Markus abends eigentlich zu Hause sein würde: „Dann hatte er eine Tour, bei der es morgens aussieht, als käme er heim, dann hast du gekocht. Aber dann kommt der Anruf ,Ich stand im Stau, Fahrzeit ist voll‘.“

Das gibt es in der Form nun nicht mehr: „Jetzt kann man abends mal spazieren, grillen, ins Kino gehen.“

Auch Markus genießt das: „Ja, das ging in der Form 28 Jahre lang nicht.“ Aber gleichzeitig bedeutet es für ihn auch eine Umstellung: „Für mich ist das schon irgendwie komisch. Die Tage sind plötzlich so lang. Wenn ich nach Hause gekommen bin, war die Tasche neun Stunden später gepackt und ich bin wieder zur Tür raus. Jetzt komme ich in der Regel um 17 Uhr nach Hause und muss morgens um 6 Uhr erst wieder aus dem Haus. Das habe ich so nie gekannt.“

Meta © Markus Trojak

Auch das „zu Hause“ leben, da muss er sich erstmal dran gewöhnen. „Da musste ich ihn sozusagen erstmal ‚einnorden‘“, lacht Kerstin. „Jetzt bring ich Müll raus und mähe Rasen“, steigt Markus ein, betont aber: „Ich muss einen normalen Tagesablauf echt lernen, mit Frühstück, Mittag- und Abendessen zu geregelten Zeiten. Das hört sich für einen normal lebenden Menschen vermutlich völlig weltfremd an, aber ich muss das echt lernen.“

Für Kerstin ist das ebenfalls eine Umstellung, aber auch eine Hilfe: „Es gehört viel dazu, zu Hause allein zu sein. Das ist nicht immer einfach und ich habe ihn schon oft vermisst, auch um Entlastung zu haben. Und wenn es nur ums Schneeschaufeln geht“, so Kerstin.

Da kann Markus nun mehr mit anpacken. Und auch ansonsten haben die beiden angefangen, Pläne zu schmieden: 

„Wir planen gerade eine große Amerika-Reise“, erklärt Kerstin: „Im August haben wir silberne Hochzeit und ich werde fünfzig. Das war immer ein Traum, eine Rundreise durch Amerika zu machen und wir dachten: Wenn nicht jetzt, wann dann?“

„Wir wollten das sogar schon vor zwei Jahren zu meinem Fünfzigsten machen, aber das fiel dann aus“, ergänzt Markus und grinst: „Ich war ja noch nie in den USA und hatte immer Angst, dass ich vielleicht nicht zurück ins Flugzeug steige.“

„Also, wenn du ab Oktober nichts mehr von ihm hörst, weißt du, wo er ist“, lacht Kerstin.

Denn Markus und die USA – das ist so eine Geschichte. Nicht nur seinen US-Truck, mit dem er aktuell unterwegs ist, liebt Markus über alles. Auch das Land an sich, und die Vorstellung von Roadtrips und die John-Wayne-in-den-Untergang-Reiten-Szenen haben es dem Trucker angetan. 

Somit steht die wahre Erfüllung eines Traumes für die beiden auf dem Plan. Und natürlich: „Gesund bleiben. Und ein bisschen Glück haben.“

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