Über Respekt und Zusammenhalt unter Fahrern

Wie schätzen die Unermüdlichen das wichtige Thema ein?

handshake between two persons showing respect © Adobe Stock| BillionPhotos.com

Der Beruf als Fernfahrer bringt viele Hürden mit sich, die es zu überwinden gilt. Umso wichtiger ist es, dass man zusammenhält. Oder? Wir haben das mit unseren Unermüdlichen besprochen.

Es ist das klassische Thema: Kaum etwas läuft im Alltag, wenn der Fernverkehr steht. Waren kommen nicht an, Materialien fehlen, wenn es zu Problemen in der Lieferkette kommt. Dennoch fehlt es leider oft am Respekt gegenüber Fahrerinnen und Fahrern, die sich bemühen, pünktlich und verlässlich dafür zu sorgen, dass die Touren erfolgreich abgeschlossen werden. Und das in einem Beruf, in dem die Belastung sehr hoch ist.

Gerade innerhalb des Berufsfelds sollte man deshalb umso mehr zusammenhalten. Wie ist da aktuell die Stimmung? Wir haben mit den Unermüdlichen Christina, Helga, Markus und Mirko über das Thema gesprochen.

Für LKW-Fahrer Markus hat sich über die Jahre einiges geändert – und leider nicht alles zum Guten. Spricht man über das Thema „Respekt“ und „Zusammenhalt“, meint Markus: „Unter LKW-Fahrern und allen Verkehrsteilnehmern ist viel Luft nach oben.“

Viele Menschen schauen im Verkehr nur auf sich, obwohl es eigentlich einer der wichtigsten Punkte ist, aufeinander zu achten. Das wird schon in der Fahrschule gelehrt. Markus würde sich wünschen, dass die Entwicklung eher in eine positive Richtung geht: „Aber das ist nicht nur auf der Straße so, sondern überall. Leider wird manchmal eher ein Zaun als Sichtschutz gebaut, anstatt dass man Zäune wegmacht.“

Gleichzeitig, so Markus, ist es aber auch gar nicht so einfach, in manchen Situationen ruhig, besonnen und hilfsbereit zu sein: „Es ist sehr unterschiedlich. Du hast ja gesehen, wie wir in Berlin dem armen Kerl geholfen haben, aus der Straße auszuparken“, erinnert sich Markus. Bei einem Treffen der Unermüdlichen in Berlin halfen Christina und Markus einem LKW-Fahrer dabei, aus einer engen Straße herauszukommen, in die er sich unglücklich manövriert hatte. Da ging man aufeinander zu, half sich, bedankte sich – für die beiden selbstverständlich. „Bei vielen kommt es aber auf die Situation an. Wenn du die ganze Woche nur Mist hattest, und hast dich nur geärgert, über den Verkehr, den Disponenten, die Firma, weil nicht gestreut war und dich dann noch einer zuparkt – dann wird es schwierig, klar.“

Die Belastung im Berufsalltag ist hoch und der Zeitplan eng gestrickt. „Früher war das anders. Vor 15 Jahren, wenn du da auf der Autobahn wen gesehen hast und den vielleicht sogar kanntest, oder die Spedition, bist du dahintergefahren und hast bei der Panne geholfen. Heute hast du dafür kaum Zeit mehr, weil du vom Ablauf her so eng gesteckt bist. Da schaust du eher vorbei, wie dramatisch es ist, aber musst im Zweifel weiter."

Truck driver shaking hands with transportation manager in front of warehouse, truck in background © Adobe Stock | phoenix021

Gleichzeitig merkt Markus aber auch an, dass es durchaus viele positive Beispiele gibt. Oft sind es ja die Probleme, die einem im Kopf bleiben, während das Gute in Vergessenheit gerät. Deshalb meint er: „Man darf es aber auch nicht schwärzer reden, als es ist.“

Ein positives Beispiel ist die internationale LKW-Fahrerin Helga, die durchaus auch Probleme sieht und meint: „Manche prügeln und ärgern sich untereinander“. Sie hat es sich allerdings auf die Fahnen geschrieben, aktiv Positivität zu verbreiten: „Ich versuche, das zu verbessern. Ich will in der Hinsicht Vorbild sein: Ich grüße immer nett, winke immer nett, wenn mich wer reinlässt, bedanke ich mich immer“, betont sie: „Wenn man sieht, dass sich einer schwer tut, hilft man, und selbst, wenn Fehler passieren, versucht man das vernünftig zu klären.“

Sie möchte dabei helfen, den Umgang untereinander zu verbessern: „Vielleicht übernimmt es ja wer.“

Auch Christina plädiert dafür, den Zusammenhalt zu fördern – aber eben wirklich auch etwas dafür zu tun. Gerade in Bezug auf die Demonstrationen Anfang des Jahres erklärt sie, dass Zusammenhalt dringend nötig ist: „Dann schimpft einer über den anderen, da wird teilweise übereinander hergezogen, sich gegenseitig hochgepusht, das hilft nicht.“

Sie betont: „Im Endeffekt sind wir doch alle gleich. Jeder macht seinen Job, jeder will doch nur Geld verdienen. Ich würde mir wünschen, dass von allen Leuten der Zusammenhalt kommt. Man kann nicht nur danach rufen.“

Und wie ist das unter Fernbusfahrern? Das haben wir Mirko, den Reisebusfahrer, gefragt: „Unter Busfahrern gibt es solche und solche. Es gibt schwierige. Aber auch gute Kollegen“, so Mirko: „Insgesamt hält man zusammen, das würde ich sagen. Es gibt zum Beispiel eine riesengroße Facebook-Gruppe, in der es darum geht, dass sich Busfahrer und Reiseleiter gegenseitig helfen. Da werden viele Fragen gestellt und viele geben gute, gute Ratschläge.“

Gerade Neulinge oder Menschen, die auf unbekannte Touren gehen, können hier von der Erfahrung anderer profitieren: „Das ist respektvoll und man hilft sich untereinander.“

Eng wird es eher dann, wenn es wortwörtlich eng wird: „Wenn es ums Parken geht, da könnte es schon zu Konkurrenzrangeleien kommen. Aber selbst da ist es so: Wenn du denkst, du passt noch in die Lücke, wenn der Kollege fünf Meter vorfährt – dann sagen die allerwenigsten ‚nee, geht nicht‘, sondern fahren das kleine Stück vor. Da ist schon Kollegialität vorhanden.

Und gerade die ist wahnsinnig wichtig in Zeiten, in denen viele Menschen eher auf sich selbst als um sich herum schauen.

Weitere Geschichten unserer Unermüdlichen findet ihr hier auf dem Blog:

Das Neueste vom Blog