Die neue Unermüdliche Tinka stellt sich vor

„Ich fahre einfach wirklich, wirklich gerne zur Arbeit“

female trucker preparing the delivery © Katrin Oschmann

Selbstbewusst, gut gelaunt und energiegeladen: So kann man wohl den ersten Eindruck beschreiben, den man bekommt, wenn man Katrin „Tinka“ Oschmann begegnet. Dass die LKW-Fahrerin ihren Beruf liebt, merkt man von der ersten Sekunde an. Umso mehr freuen wir uns, Tinka als neue „Unermüdliche“ auf dem Blog begrüßen zu dürfen. Hier stellt sie sich vor.

Der Job hinter dem Steuer eines LKW ist kein einfacher, das ist klar. Enge Zeitpläne, lange Touren, nervenaufreibender Straßenverkehr und viele andere Hürden gilt es zu überwinden, wenn man sein Geld als Fahrerin oder Fahrer verdient. 

Umso beeindruckender ist die Leichtigkeit, die Tinka mitbringt. Und die kommt nicht von ungefähr, denn die Truckerin weiß: Sie ist genau dort angekommen, wo sie hingehört. Diese Leidenschaft für ihren Beruf trägt sie so dermaßen euphorisch nach draußen, dass es geradezu ansteckend ist.

„Das allerbeste an meinem Beruf ist, dass ich sonntags schon sage ‚Yeah, morgen geht’s wieder los‘, weil ich so einen Spaß dran habe“, lacht sie: „Ich fahre einfach wirklich, wirklich gerne zur Arbeit. Ich hab einfach Bock drauf und ich bin froh, dass ich damals den Schritt gegangen bin.“

Von der Kosmetikerin zur LKW-Fahrerin

Eigentlich schlug Tinkas Weg ins Arbeitsleben eine völlig andere Richtung ein: In jungen Jahren lernte sie Kosmetik und Fußpflege, merkte aber bald, dass dies nicht so wirklich zu ihr passte. Sie wechselte für einige Zeit in den Metallbau, was schon eher Tinkas Ding war – doch das Unternehmen geriet in die Insolvenz. Nun stand eine Entscheidung an: Zurück in die Kosmetik? Oder in eine andere Richtung?

Hier kam ihre Familie ins Spiel. Denn auch ihre Brüder und ihr Cousin sind als LKW-Fahrer unterwegs. 

„Die kurze Version ist: Ich hatte immer Spaß dran, in meiner Freizeit im LKW mitzufahren, weil ich auch die Zeit mit meinen Brüdern unterwegs genießen konnte. Selbst zu fahren kam mir eigentlich nie in den Sinn – bis mein Bruder sagte: ‚Mach doch auch einen LKW-Führerschein, dann fängst du hier auch an.‘ Da hab ich erst geschockt reagiert und meinte ‚Du spinnst wohl‘. Aber wir hatten dann viel Zeit zum Reden, und ich hatte ja auch schon ein paar Einblicke durch meine beiden Brüder und meinen Cousin bekommen. Und je mehr ich drüber nachdachte, desto mehr gefiel mir der Gedanke.“

Es sollte nicht mehr lange dauern, da machte Tinka Nägel mit Köpfen. Gemeinsam mit ihrem Bruder stürzte sie sich in die Recherche, wie sie in den Beruf kommen könnte – denn ein Berufswechsel als damals 28-Jährige gestaltete sich nicht ganz so einfach. „Mein Bruder stieß auf einen Artikel, dass das Arbeitsamt angehalten sei, Berufskraftfahrer oder den LKW-Führerschein zu fördern. Dann hab ich einen Termin gemacht und mich beraten lassen“, erinnert sie sich. Und das war ein Volltreffer: „Die Sachbearbeiterin beim Arbeitsamt war wirklich ein Traum. Sie hat von Anfang an gemerkt, dass ich da Bock drauf habe, und hat mich total unterstützt.“

Nun war die Tür offen und Tinka ging hindurch. Dabei absolvierte sie die sogenannte „beschleunigte Grundqualifikation“: „Du hast die Theorie sehr komprimiert in Vollzeit, plus den LKW-Führerschein. Das war schon sportlich und ich hatte nicht erwartet, wie viel zu lernen ist. Man denkt in erster Linie ‚Du musst halt fahren‘, mit dem Drumherum hat man ja erstmal wenig zu tun“, sagt Tinka: „Aber von Ladungssicherung über Gewichtsverteilung und Technik – das ist schon extrem viel. Dazu die Prüfungen. Das war knackig, deshalb hab ich auch zu allen in meinem Freundeskreis gesagt: "Fragt mich gar nicht, ob ich am Wochenende was unternehmen will, ich werde keine Zeit haben.‘ Ich hatte den Anspruch, das auf Anhieb zu bestehen und wollte das durchziehen.“

Auch die erste Fahrstunde bestätigte sie in ihrer Entscheidung – nach anfänglicher Aufregung: „Ich hab geschwitzt und gezittert. Es ist dann doch was anderes als im Auto. Aber als ich zurück war, dachte ich: Wie geil war das denn? Und eigentlich wollte ich direkt noch eine Runde fahren.“

Am Ende sollte der Abschluss ohne Probleme gelingen, sogar als Zweitbeste der Klasse: „Und als einzige Frau“, erinnert sich Tinka. Ein Punkt, an den sie sich auch im Berufsleben schnell gewöhnt hat: „Das stört mich aber gar nicht. Es ist auch ganz schön, den Männern zeigen zu können: ‚Schaut mal, ihr seid nicht allein und wir können das auch ganz gut‘.

female trucker sitting in a white/blue truck © Katrin Oschmann

Von Problemen und Begeisterung

Mittlerweile ist der Jobwechsel achteinhalb Jahre her, Tinka hat sich in ihrer Spedition voll etabliert. Und klar: Auch, wenn sie ihren Beruf liebt, gehen die Schwierigkeiten nicht spurlos an ihr vorbei. „Die Parkplatzsituation ist eines der Hauptprobleme, das wir haben. Und ich glaube, die Rolle, die wir im Alltag spielen, ist vielen Leuten nicht bewusst. Es ist extrem schwer, die Leute zu erreichen“, betont sie. 

Das Image der Branche ist nicht einfach, auch auf der Autobahn hat man im LKW teilweise mit Anfeindungen zu kämpfen. Dabei ist der Job so unfassbar wichtig: „Du stehst morgens auf, drückst den Wecker aus, der dich weckt – und der war mal auf einem LKW. Und du schlägst die Decke beiseite, die mal auf einem LKW war, und schlüpfst in deine Hausschuhe rein, die mal auf einem LKW waren. Das ist für viele Leute selbstverständlich, und das ist auch nachvollziehbar, denn es ist ja da. Aber es ist schon schade, wie wenig bei der breiten Masse ankommt, wie enorm die Probleme sind, die wir haben.“

Dennoch: Trotz der Probleme würde Tinka den Beruf nicht mehr wechseln wollen. Ihren Gliederzug mit Wechselbrücke gibt sie nicht mehr her: „Solange es irgendwie geht, will ich den Job bis zur Rente machen. Und am liebsten auch bei meiner Spedition. Unsere Chefs haben spitze Ohren, was die Probleme der Fahrer angeht, und das weiß ich sehr zu schätzen. Ich fühle mich extrem wohl.“

Und am allerwohlsten fühlt sie sich hinter dem Steuer: „Ich liebe diese gewisse Freiheit. Ich kann beim Fahren Musik hören und laut mitsingen, mir ein Hörbuch reinziehen, mit meiner Mutti quatschen, oder einfach mal das Radio auslassen und nachdenken. Also: Du hast während der Fahrt deine Freiheiten, dir guckt nicht ständig jemand über die Schulter, wenn es läuft. Man ist ein bisschen sein eigener Chef, auf sich selbst gestellt.“

Einsam ist der Beruf für sie aber wiederum nicht – ein weiterer Punkt, den Tinka an ihrem Job liebt: „Du lernst unfassbar viele Leute kennen, wenn du ein offener Mensch bist. Ich gehe gerne auf die Leute zu und hab es auch gerne, wenn alle gut miteinander klarkommen. Und durch die Arbeit kenn ich Leute eigentlich überall. Da bauen sich schon gute Bekanntschaften und teilweise sogar Freundschaften auf. Du sitzt nicht im Büro oder in einer Halle oder so, sondern bist immer unterwegs und jeden Tag woanders.“

Wir sind auf jeden Fall gespannt, in Zukunft noch mehr von Tinkas Touren zu hören!

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