Über 100 Kilometer rückwärts: LKW-Fahrer knackt Weltrekord

Marco Hellgrewe trägt sich ins Guinnes-Buch ein

World record truck © Daimler Trucks

Wie weit kann man mit dem LKW rückwärts fahren? Marco Hellgrewe hat sich der Herausforderung gestellt und in Oschersleben einen neuen Weltrekord aufgestellt.

Das waren die Bedingungen: Das Känguruh-Maskottchen vom Verein „Blicki blickt’s“ schwenkte die Start-Fahne, als Marco Hellgrewe in einem elektrisch betriebenen LKW rückwärts in seinen Weltrekord-Versuch startete, der vom Hersteller Daimler Truck unterstützt wurde. Tatsächlich war es nicht das erste Mal, dass Hellgrewe seine Künste im Rückwärtsgang unter Beweis stellen würde: Bereits 2008 stellte er einen Weltrekord in der Disziplin auf, mit 64 Kilometern. Allerdings wurde dieser im Jahr 2020 gebrochen, als amerikanische Kollegen eine Strecke über 89 Kilometer überwanden. 

Das wollte Hellgrewe so nicht stehen lassen und wagte einen neuen Versuch, der auf der Rennstrecke der Motorsport-Arena Oschersleben stattfand. Und das mit Erfolg!

Hier ein paar Zahlen:

  • Hellgrewe fuhr 124,7 Kilometer am Stück rückwärts im LKW – Das schaffte zuvor noch keiner
  • Auf der Strecke fuhr Hellgrewe 34 Runden rückwärts, um am Ende auf die über 100 Kilometer zu kommen
  • Los ging es um 7:30 Uhr, Schluss war um 13:52 Uhr – also 6 Stunden und 22 Minuten später
  • Insgesamt kamen 476 Kurven zusammen, die Hellgrewe erfolgreich absolvierte. Normalerweise ist die Rennstrecke eher auf PKW-Größen ausgelegt.

Wichtig: Maßgeblich für den Rekord war, dass die Räder des Trucks nicht einmal stehen bleiben durften – das hätte das Ende des Versuchs bedeutet. Hellgrewe ist also tatsächlich über 6 Stunden lang konstant rückwärts über die Strecke gefahren, um sich seinen neuen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde zu verdienen.

Wo waren die Schwierigkeiten? Gegenüber dem MDR hob der LKW-Fahrer vor allem das Wetter hervor – denn leider war der Versuch nicht mit Sonnenschein gesegnet, sondern mit Wolken und Regen. Das ist natürlich unpraktisch, wenn man vorhat, über weite Strecken rückwärts zu fahren und die ein oder andere Kurve mitnehmen zu müssen. „Da mussten wir das Tempo etwas rausnehmen“, sagte der Trucker: „Sonst wären wir vielleicht noch etwas weiter gefahren.“ Er war sicher: Wäre es noch regnerischer geworden, hätte man sich was einfallen lassen müssen. 

Zwischendrin, so Hellgrewe, sei es auch nicht so einfach gewesen, sich durchgehend zu konzentrieren. Klar, denn es ist eher schwierig, solche Strecken rückwärts zu trainieren. Zwei Mal durfte er vorher auf die Rennstrecke – öfter nicht. 

Erfahrung hat der Fahrer dennoch natürlich genug: Marco Hellgrewe ist 50 Jahre alt und als Fahrlehrer und Fahrsicherheitstrainer der Bundeswehr tätig. Diesen Titeln kann er nun (erneut) „Weltrekordhalter“ hinzufügen.

World record truck © Daimler Trucks

„Ich bin unglaublich stolz, dass ich gemeinsam mit Mercedes-Benz Trucks den Rekord wieder nach Deutschland geholt habe – und das weltweit erstmals vollelektrisch. Damit haben wir ein starkes Zeichen für die Zukunft alternativer Antriebe gesetzt“, sagte Hellgrewe in einer Pressemitteilung vom Daimler Truck: „Ich bin davon überzeugt, dass wir auch für die Themen Verkehrssicherheit und Fahrer-Image, die mir als Prüfer von meist jungen Lkw-Fahrschülern besonders am Herzen liegen, eine breite Aufmerksamkeit hergestellt haben. Viele Menschen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen, darunter auch zahlreiche Lkw-Fahrer und Fahrschüler, haben mich auf die Aktion angesprochen und mir sehr positive Rückmeldung gegeben.“

„Wir gratulieren Marco Hellgrewe herzlich zur erfolgreichen Weltrekordfahrt und danken ihm für seine großartige fahrerische Leistung. Es freut uns ganz besonders, dass er den neuen Rekord mit unserem Mercedes-Benz eActros 600 rein batterie-elektrisch aufgestellt hat“, sagte Rainer Müller-Finkeldei, Leiter Mercedes-Benz Trucks Product Engineering: „Marco Hellgrewes außergewöhnliche Fahrt im Dienste der Transformation hin zu alternativen Antrieben erzielt mit Sicherheit eine gewisse Signalwirkung für die Branche und die Gesellschaft.“

Zudem hob Müller-Finkeldei die Sicherheitsaspekte des Lkw-Fahrens hervor: „Rückwärtszufahren ist ein zentraler Bestandteil des Arbeitsalltags von Lkw-Fahrerinnen und Fahrern und Marco Hellgrewe hat aller Welt mehr als deutlich gezeigt, dass viel Konzentration und Können hierfür nötig sind. Fahrerinnen und Fahrer leisten jeden Tag Großartiges für die Gesellschaft und dies muss auch entsprechend anerkannt werden – gerade angesichts des zunehmenden Fahrermangels. Wir danken unserem Partner PROFI – Pro Fahrer-Image e.V. für die Unterstützung unserer Aktion und seinen Einsatz für mehr Wertschätzung des Fahrerberufs.“

Nach dem Rekord ging es übrigens nochmal weiter: Denn zur Feier der Leistung fuhr Hellgrewe nochmal rückwärts, mit 30 km/h, von Oschersleben bis nach Halberstadt – natürlich von einer Polizei-Eskorte begleitet. 

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